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Geschichtliche Entwicklung

Glas gilt als einer der ältesten von Menschen künstlich hergestellten Werkstoffe. Das Rätsel um den Ursprung der Glasherstellung ist jedoch bis heute ungelöst. Die ältesten Glasfunde, als Glasuren von Keramiken, sollen bis auf das 7. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen. Ab der Zeit um 3500 v. Chr. kann von einer eigentlichen Glasproduktion gesprochen werden in Form von Glasperlen, später auch Ringen und kleinen Figuren, die in Gussformen hergestellt wurden. Um 1500 v. Chr. wurde die Sandkerntechnik entwickelt.

Dabei wurde ein an einer Stange befestigter keramischer Kern als Negativform in die Schmelzmasse getaucht und um die eigene Achse gedreht bis die zähflüssige Glasmasse daran haften blieb. Die Masse wurde dann auf einer Platte gerollt bis die gewünschte Form erreicht war. Danach wurde das Werkstück abgekühlt, der Hilfskern entfernt und die rohen Glaskörper durch Polieren und Schleifen veredelt. Auf diese Weise entstanden, zu dieser Zeit immer noch undurchsichtige jedoch farbige, kleine Vasen, Trinkgefässe und Schalen, wobei die Farben durch Beigabe von Kupfer- und Kobaltverbindungen in die Schmelzmasse erreicht wurden. Um 1000 v. Chr. war die Glasmacherkunst im Niltal von Alexandria bis Luxor, zwischen Euphrat und Tigris, im Irak, in Syrien, auf Zypern und Rhodos verbreitet und es entstand in der Folge eine Art vorgeschichtliche Glasindustrie.

Glasmacherpfeife

Mit der Erfindung der Glasmacherpfeife durch syrische Handwerker um 200 v. Chr. wurde die Glasherstellung auf eine neue Stufe gehoben. Das einfache Instrument, ein etwa 100 – 150 cm langes Eisenrohr, ermöglichte die Herstellung von dünnwandigen durchsichtigen Hohlgefässen in grosser Vielfalt. Der Glasbläser nimmt einen Posten flüssiges Glas aus der Schmelze auf und bläst diesen zu einer Kugel. Durch die Weiterentwicklung zum Zylinderstreckverfahren konnten bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. flache Glastafeln bis zu einer Grösse von ca. 90 x 200 cm hergestellt werden. Die Glasmacherpfeife wird auch heute noch, trotz immenser technischer Fortschritte, für die Herstellung von Spezialgläsern, zum Beispiel Echtantikglas, praktisch in unveränderter Form verwendet.

Verbreitung im Römischen Reich

Mit der Besetzung Syriens durch die Römer (64 v. Chr.) gelangte die Kunst des Glasmachens in deren Hände und mit der Verbreitung im ganzen Römischen Reich entwickelte sich eine erste Blütezeit der Glaskultur mit der Gründung von Glashütten in Italien. Bereits kurz nach Christi Geburt wurden in Rom die ersten Fensterscheiben in Bürgerhäusern eingebaut und etwa 50 Jahre später entstanden die ersten Römischen Glashütten nördlich der Alpen in Köln und Trier. Um 540 n. Chr. wurde mit der Hagia Sophia in Konstantinopel ein erstes grosses Werk der Sakralbaukunst mit Glasfenstern versehen. In der Gotik (ca. 1150 – 1500) genoss Glas in der sakralen Architektur unvorstellbare Wertschätzung, die sogar diejenige von Gold überstieg. In der Kathedrale von Chartres (Bauzeit 1194 –1260) wurden 5000 m2 farbige Glasfenster eingesetzt.

Venezianische Glasmacherkunst

Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert wurde Glas vor allem in Klosterhütten hergestellt. Danach löste sich die Glasherstellung von den Klöstern, es entstanden erste Waldglashütten nördlich der Alpen, die zuerst nomadisierend ihren Standort (nach dem Vorhandensein von Holz) wechselten und ab dem 18. Jahrhundert sesshaft wurden. Die Glaserzeugnisse aus diesen Hütten galten wegen des stark eisenoxidhatigen Sandes und der damit verbundenen Grünfärbung nicht als Spitzenqualität. Beispiele in der Schweiz für solche Wald-glashütten sind die „Verrerie près de Roche“ (1776) und die „Glasi Hergiswil“. Absolute Spitzenqualität in Sachen Glaserzeugnissen kam vom 15. bis 17. Jahrhundert aus Venedig. Der Erfolg des venezianischen Glases beruhte auf seiner aussergewöhnlichen Reinheit und Farblosigkeit. Den seit 1280 in einer Glasmacherinnung organisierten, venezianischen Glasmachern gelang die Entdeckung eines Entfärbungsmittels aus der Asche einer Strandpflanze. Mit der Androhung von martialischen Strafen konnten sie dieses und andere Geheimnisse der Kunst des Glasmachens über lange Zeit unter Ihresgleichen halten und kamen damit nicht nur zu Ruhm sondern auch zu ansehnlichem Vermögen.

Erstes Gussglasverfahren

1599 wurde in Leiden/Holland das erste verglaste Gewächshaus erstellt. Zunehmend wurde nun Glas nicht nur in Kirchen und Klöstern verwendet, sondern auch für Stadthäuser, Palais und Schlösser und damit steigerte sich die Nachfrage. Der immer grösser werdende Bedarf und die Monopolstellung Venedigs trieb die Glashütten an, nach neuen Produktionsverfahren zu suchen. Um 1688 wurde in Frankreich das Gussglasverfahren entwickelt. Die zähflüssige Glasmasse wurde auf eine glatte vorgewärmte Kupferplatte ausgegossen und mit einer wassergekühlten Metallwalze zu einer Tafel ausgewalzt. Das neue Verfahren war wesentlich produktiver als bisherige und erzeugte deutlich ebenere Tafeln, die anschliessend geschliffen und poliert wurden. Die so genannten „grandes glaces“ massen 120 x 200 cm, waren von hoher Qualität und in verschiedenen Dicken erhältlich.

Gewächshäuser in England

Am Anfang des 19. Jahrhunderts entstand, insbesondere in England, ein neuer Bautyp, das so genannte „Gewächshaus“, auch als Orangerie oder Palmenhaus bekannt. Die Gebäudehülle bestand lediglich aus Eisen und Glas, wobei das Glas zum ersten Mal statische Funktionen als Aussteifungselement übernahm. Einen Höhepunkt erlebte diese Glasarchitektur mit dem Bau des „Kristallpalastes“ für die erste Weltausstellung 1851 in London. Der von Joseph Paxton konzipierte Gebäudekomplex mit auch für heutige Massstäbe riesigen Abmessungen (Länge 600 m, Breite 133 m, Höhe 36 m) bestand aus einer Eisenkonstruktion, ausgefacht mit 300.000 einzelnen Glasscheiben. Die klaren reduzierten Eisenkonstruktionen und der offene Raum wurden Grundlage für die moderne Glasarchitektur. Im 19. Jahrhundert wurden auf allen Gebieten der Glasherstellung Fortschritte erzielt. So wurde zum Beispiel das Guss- und Walzverfahren kontinuierlich weiterentwickelt zu immer grösseren Scheibenabmessungen (1958 waren Abmessungen von 2,50 x 20 m möglich). Weiter wurde das Zylinderglasblasen unter Einsatz von Pressluft verbessert. Glaszylindergrössen von 12 m Höhe und 80 cm Durchmesser wurden möglich und damit theoretische Scheibengrössen von ca. 2,50 x 11,50 m. Guss- und Rohglas wird im Prinzip noch heute im Walzverfahren hergestellt.

Vom Ziehglas zum Floatglas

Nach 1900 gelang es dem Belgier Emile Fourcault ein Verfahren zur Herstellung von Glas zu entwickeln, bei dem das Glas direkt aus der Glasschmelze gezogen wird. Das Ziehglasverfahren wurde 1902 patentiert, aber erst gut zehn Jahre später konnte es industriell verwendet werden. Damit konnten blanke Glasscheiben hergestellt werden, die klar durchsichtig sind, ohne dass sie geschliffen und poliert werden müssen. Neben dem von Fourcault, war ein weiteres Verfahren, das vom Amerikaner Irving Colburn entwickelte Libbey-Owens-Verfahren von Bedeutung, bei dem das Glas nicht senkrecht in die Höhe, wie bei Fourcault, sondern über eine Biegewalze in die Waagerechte umgelenkt wurde. Ab 1928 produzierte die Pittsburgh Plate Glass Company nach einem Verfahren, das Vorteile der beiden vorgenannten vereinte. Dies bedeutete insbesondere eine weitere Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit.

Der entscheidende Schritt zur wirtschaftlichen Herstellung von qualitativ hochwertigen Glastafeln mit absolut planparallelen Oberflächen gelang 1959 dem Engländer Alastair Pilkington mit der Entwicklung des Floatglasverfahrens. Floatglas ist die heute am meisten verwendete Glasart.

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